HYSTORY

Wie so vieles hat auch das Wassertraining seinen Ursprung in Amerika. Genau genommen begann alles in Asien. Ein Pilot und ambitionierter Läufer namens Glenn McWaters stürzte im Vietnamkrieg ab und wurde schwer verletzt. Die Ärzte machten ihm wenig Hoffnung, dass er überhaupt jemals wieder laufen könne. Doch McWaters gab nicht auf. Er führte begleitend zur Therapie ein zusätzliches Training im Bad des Krankenhauses durch, wo er die Laufbewegungen gegen den Wasserwiderstand ausführte, während er sich am Beckenrand festhielt. Er wollte unbedingt möglichst rasch wieder laufen können. Da er bei den Bewegungen am Beckenrand bald feststellte, dass er nur seine Beine forderte, nicht aber die Muskulatur des Rumpfs, suchte er nach einer Möglichkeit, quer durchs Becken zu laufen. Wonach er Ausschau hielt, war eine Auftriebshilfe. Schnell musste er aber einsehen, dass die herkömmlichen Schwimmwesten den Körper waagrecht an die Wasseroberfläche bringen, die senkrechte Position im Wasser ist meistens nicht realisierbar. Deshalb entwickelte er in Zusammenarbeit mit dem Institut of Bioenergetics Alabama eine Weste aus Neopren, die die gewünschte senkrechte Wasserlage ohne zusätzliche Muskelspannung zulässt. Er konnte sich damit ganz auf die natürliche Laufbewegung konzentrieren. Seine Fortschritte in der Rehabilitation beschleunigten sich, da bei den Übungen nun der ganze Körper gefordert wurde. Die Bewegungen waren nicht mehr nur konzentriert auf eine Muskelgruppe, sondern auf ganze Muskelketten, die an einer funktionellen Bewegung wie zum Beispiel dem Laufen beteiligt sind. McWaters Gesundheitszustand verbesserte sich.

Dieser Umstand führte dazu, dass das neue Wassertraining breitflächig in der Rehabilitation eingesetzt wurde. Aber nicht nur dies. Die muskulären Fortschritte, die erzielt wurden, riefen die Spitzensportler aus der Laufszene auf den Plan. Diese Athleten, die sich mit ihren grossen Kilometerumfängen immer an der Grenze der Belastbarkeit bewegen, konnten auf eine schonende Weise mehr trainieren, ohne den Bewegungsapparat zu belasten. Die Sprinter konnten im technischen Bereich profitieren, weil durch die Zugphase die gesamte rückwärtige Muskulatur gekräftigt wird, welche für den Antrieb mitentscheidend ist.

Der Schweizer Markus Ryffel lernte während seiner Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1984 das Deep Water Running kennen. Ihm fiel auf, dass die amerikanischen Athleten nach Lauftrainingseinheiten noch ins Schwimmbad gingen. Er folgte ihnen und sah staunend die vielen Köpfe seiner Läuferkollegen aus dem Wasser ragen, die sich mit Laufbewegungen im Zeitlupentempo vorwärts bewegten. Von nun an ergänzte auch er sein Trainingsprogramm mit Einheiten im Wasser, was sich durch die optimierte Zugphase und das erhöhte Trainingspensum im Gewinn der Silbermedaille im 5000 m-Lauf niederschlug.

Danach führte Markus Ryffel anlässlich der Laufseminare in St.Moritz erste Lekionen im Deep Water Running durch. Er ergänzte es mit Wassergymnastik und entwickelte damit das Ganzkörpertraining Aqua-Fit. Heute ist Aqua-Fit in der Schweiz ein geschützter Markenname. Es besteht aus einem Gymnastikteil, einem Lauftraining und einem Auslaufen mit Dehnübungen. Die von Markus Ryffel gegründete Firma Ryffel Running Kurse GmbH bildet die Aqua-Fit Leiter aus und organisiert Weiterbildungen und Schnupperkurse. Allein in der Schweiz existieren mittlerweile 360 verschiedene Kursorte und 2000 Aqua-Fit-Folgekursen.

Ein weiterer Meilenstein in der Aqua-Fit Geschichte bedeutet die von Markus Ryffel und Gaudenz Bachmann, Präventivmediziner der Krankenversicherung Helvetia (Vorgängerin der heutigen Helsana), 1996 ins Leben gerufene die Aqua-Fit Seedurchquerung. Was mit 257 Teilnehmern begann, wurde im Laufe der Jahre immer grösser und entwickelte sich schliesslich zur weltweit grössten Seedurchquerung. Mittlerweile laufen über 4000 Aqua-Fitler durch den Greifensee im Zürcher Oberland. Das Besondere an diesem Event ist, dass es weder eine Zeitmessung noch eine Rangliste gibt. Es zählt die Teilnahme und die persönliche Leistung: Die 1,3 Kilometer lange Strecke soll aus eigener Kraft bewältigt werden mit Hilfe der Deep Water Running-Schrittformen.